Erweiterung des alten Zollhauses auf Wangerooge

Das alte Zollhaus wurde 1899 erbaut und war das Verwaltungsgebäude der Fischerei auf der Insel. Das Gebäude wurde an der ältesten Straße Wangerooges, der Robbenstraße errichtet. Besonders legt der Bauherr Wert auf die Erhaltung des ursprünglichen Giebels, denn genau durch diesen Giebel entsteht die Anmutung an ein kleines Fischerhäuschen. 

Der Ziegel vom Fischerhäuschen hat ein außergewöhnlich tiefes Rot. „Tante Kleimann“ stellte eine Brennmischung zusammen, die für einen außergewöhnlich heißen und gleichmäßigen Brennprozess sorgt. Dadurch bekommen die Ziegel ihre hohe Dichte und ihr tiefes Rot. 

Die Innenschale, Wände, Böden und Geschossdecken bestehen aus Massivholz, die Gebäudehülle aus dänischen Tonziegeln. Die Hülle wird durchgängig in einem Material ausgeführt – die Grenze zwischen Wand, Giebel und Dach wird so aufgelöst. Die klassische Form „Körper plus Dach“ wurde hier neu erdacht. Durch die Verwendung des Cover-Ziegels als Stülp-Schalung löst sich die vertikale Hierarchie auf, die Geschossigkeit ist nicht weiter ablesbar. Öffnungen sind so platziert, dass dieser Eindruck verstärkt wird, wieder verschwindet die Ordnung in horizontale und vertikale Gliederung, scheinbar verbirgt sich hinter der Fassade nur ein Raum. Für den Innenraum eröffnet das die Möglichkeit der freien Orientierung der Gebäudeöffnungen.

Neben der Spiegelung des Alten Zollhauses, einem Stück Nordsee Geschichte, liegt auch bei der Fenstergestaltung der Fokus auf der Meer-Nähe: Die Fenster dienen als Aussichtspunkte auf das Meer und über die Insel. Mit einer Drohne werden die schönsten Blickwinkel erfasst und festgehalten. Unter diesem Gesichtspunkt werden die Fenster an bestimmten Punkten in die Fassade „geschnitten“ – gewinkelt, auskragend und als kleine Plätze, ähnlich den typisch friesischen Alkoven, gestaltet. Zum Sitzen mit Blick auf Meer, den Westturm oder Dünen.

Ziel des Entwurfes ist es, ein neues Ensemble zu gestalten, dass das hübsche, historische Gebäude wahrnimmt und das sehr kleine Volumen schützt. Dennoch soll im Innenraum eine gewisse Großzügigkeit geschaffen werden: Es ist ein Anbau mit vier Wohnungen geplant. Diese sind mit einem erheblichen Volumen und Balance zu gestalten. Weiterhin sollen beide Gebäudeteile zu einem harmonischen Ganzen zusammengefügt werden. Für die Nutzung wird ein Flagship-Store für funktionelle Damenbekleidung aus recyceltem Kunststoff erwogen.

Die Umsetzung des umhüllenden Effekts birgt hohe handwerkliche Herausforderungen und fordert absolute Präzision beim Bau: Giebelwand und Dachkante müssen ineinanderfließen, dabei erfordert der Zuschnitt der Ziegel viel Feingefühl. Eine gerade trifft auf eine schräge Pfanne, jede Pfanne ein anderer Winkel, keine gleicht der anderen – unsichtbare Übergänge zwischen den Elementen für einen umhüllenden Effekt sind das Ziel.

Ziegel
Modell altes Zollhaus
Zeichung altes Zollhaus
Zollhaus von oben
Modell altes Zollhaus 2
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